«Der Transport von Frischwaren am EuroAirport würde Zeit und Kosten sparen»
Der EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg ist ein wichtiger Umschlagplatz von Waren für die Schweiz. Aktuell wird geprüft, inwiefern künftig auch Frischwaren über den Flughafen verfrachtet werden können. Mit welchen Chancen und Herausforderungen dies verbunden wäre, erklärt Michael Schwyn, Leiter Entwicklung Airlines des EuroAirport.
Michael Schwyn, am EuroAirport werden täglich tausende Waren abgefertigt. Um was für Produkte handelt es sich dabei?
Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Pharma- und Medizinalprodukte. Frischwaren, in Fachjargon Perishables genannt, werden am EuroAirport aktuell noch nicht abgefertigt. Im Rahmen einer Diversifizierung und zur Entlastung des Strassentransports prüft der EuroAirport zurzeit jedoch, inwiefern künftig entsprechende Produkte über den EuroAirport verladen werden könnten.
Welche besonderen Herausforderungen gibt es beim Transport von Frischwaren zu meistern?
Perishables benötigen kurze und schnelle Transportwege, denn in der Regel handelt es sich dabei um verderbliche Ware. Die Faktoren Zeit, Koordination und Infrastruktur sind deshalb von entscheidender Bedeutung.
«Der Schlüssel liegt bei kurzen und effizienten Wegen.»
Michael Schwyn
Leiter Entwicklung Airlines des EuroAirport
Wie können Frischwaren möglichst schnell und effizient transportiert werden?
Der Schlüssel liegt bei kurzen und effizienten Wegen. Zudem erfordern Frischwaren eine gute Zusammenarbeit und Koordination zwischen den verschiedenen Akteuren.
Welche Infrastruktur ist dafür nötig?
Das im Januar 2015 eingeweihte Frachtgebäude mit seinen 21'000 Quadratmetern ist wegen der grossen Mengen an Pharmaprodukten durchwegs temperaturkontrolliert. Damit besteht bereits eine gute infrastrukturelle Grundlage. Je nach Produkt werden bei den Frischwaren aber noch zusätzliche Infrastrukturen wie grosse Kühlräume benötigt. Zudem müssen seitens der Behörden Einfuhrkontrollen durchgeführt werden.
Wie steht es um die Zollabwicklung in diesem Bereich?
Die rechtlichen Grundlagen der Behördenkontrollen sind auf EU-Ebene geregelt, denn wir sprechen hier von Produkten, die in der Regel von ausserhalb unseres Kontinentes eingeflogen werden. Ein spezielles Augenmerk liegt zum Beispiel darauf, dass keine fremden Organismen oder keine verbotenen tierischen Produkte eingeführt werden.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Abwicklung von Frischwaren?
Wir konnten bei anderen Flughäfen lernen, dass die Digitalisierung in diesem Bereich von sehr grossem Wert ist. So können die Prozesse vereinfacht, besser koordiniert und kostengünstiger gestaltet werden.
Welche Entwicklungen stehen diesbezüglich an?
Der EuroAirport befindet sich in der Evaluierungsphase, was die mögliche Abfertigung von Frischwaren angeht. Entscheide wurden noch keine getroffen. Jedoch konnte bereits festgestellt werden, dass der EuroAirport über eine Basisinfrastruktur verfügt, über welche Frischprodukte künftig abgefertigt werden könnten.
Die Logistik ist eine der wichtigsten Branchen der Region Basel. Warum wäre diese Neuerung zu begrüssen?
Ein Umschlag von Frischwaren am EuroAirport würde unter anderem wertvolle Vorteile in Bezug auf Zeit, Kosten und Nachhaltigkeit mit sich bringen. Heute werden viele dieser Produkte zum Beispiel nach Amsterdam geflogen und dann per LKW in die Schweiz transportiert. Würden die Produkte direkt zum EuroAirport geflogen, indem freie Kapazitäten auf bestehenden Flügen genutzt würden, könnte dieser Transport verkürzt werden und die Produkte wären schneller beim Endkunden. Zudem könnten so freie Kapazitäten der Frachtflugzeuge beim Import weiter optimiert werden.