Regionales Güterverkehrskonzept Basel

Auf den Güterverkehr entfällt ein gewichtiger Teil des regionalen Verkehrsaufkommens der Agglomeration Basel. Gleichwohl stand der Güterverkehr im Agglomerationsprogramm und auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bisher im Schatten des Personenverkehrs. Bisher fehlte eine trinationale und multimodale Gesamtsicht auf den Güterverkehr. Diese Lücke wurde nun mit dem Schwerpunktthema Güterverkehr im Agglomerationsprogramm der 4. Generation geschlossen. Die Ausarbeitung des nun vorliegenden regionalen Güterverkehrskonzepts legte dabei den Grundstein.

Von Daniel Lüdin

Die Agglomeration Basel besitzt als multimodaler Güterverkehrsknoten und Tor zur Schweiz nationale und sogar internationale Bedeutung. Ein funktionierendes und effizientes Güterverkehrssystem ist dabei ein wichtiger Standortfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung. Eine nachhaltige Ver- und Entsorgung der Region Basel mit Gütern erfordert neben günstigen rechtlichen Rahmenbedingungen, effiziente und effektive Infrastrukturen sowie geeignete und gut erreichbare Standorte. Diese Faktoren sind überlebenswichtig für den Standort Basel und müssen Gegenstand einer zukunftsorientierten Raum-, Siedlungs- und Verkehrsentwicklung sein.

Auf den Güterverkehr entfällt ein gewichtiger Teil des regionalen Verkehrsaufkommens der Agglomeration Basel. Gleichwohl stand der Güterverkehr im Agglomerationsprogramm und auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bisher im Schatten des Personenverkehrs. Bisher fehlte eine trinationale und multimodale Gesamtsicht auf den Güterverkehr. Diese Lücke wurde nun mit dem Schwerpunktthema Güterverkehr im Agglomerationsprogramm der 4. Generation geschlossen. Die Ausarbeitung des nun vorliegenden regionalen Güterverkehrskonzepts legte dabei den Grundstein.

Das regionale Güterverkehrskonzept Region Basel ist aus einer Zusammenarbeit von Logistikcluster Region Basel und Agglo Basel entstanden. Gemeinsam wurde das Ziel gesetzt, dem Thema Güterverkehr und Logistik ein stärkeres Gewicht zu geben. Durch die Kooperation aus Logistik- und Transportwirtschaft und Aggloprogramm findet sowohl der Praxisbezug als auch die übergeordnete Abstimmung mit Themen der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung angemessene Berücksichtigung.

Aufbauend auf der Ableitung von 15 logistischen Megatrends und der Auswertung von 28 Interviews mit Akteuren des Güterverkehrs zur Einschätzung der Situation des Güterverkehrs in der Region Basel, werden die Entwicklungsperspektiven bis 2040 in der Region Basel aufgezeigt. Bei den Entwicklungsperspektiven bilden Analysen zur Entwicklung des Modalsplit, zu den heutigen und zukünftigen Transportströmen, zu den Warengruppen und den Verkehrs- und Fahrleistungen im Strassengüterverkehr Schwerpunkte der Analyse.

Ein zentraler Bestandteil des regionalen Güterverkehrskonzepts bildet das gemeinsam entwickelte Zielbild. Mit dem Zielbild werden Leitplanken zur Organisation und Bewältigung des Güterverkehrs in der Region gesetzt. Diese Leitplanken werden in Form von Leitsätzen aufgestellt.

Die Leitsätze formulieren übergeordnete Ziele zum Umgang mit dem Güterverkehr und lassen sich Stossrichtungen zuordnen, die wiederum kompatibel zu Handlungsfeldern sind. Damit kann ein nahtloser Zusammenhang zwischen Leitsätzen einerseits und Massnahmen andererseits hergestellt werden.

In mehreren gemeinsamen Workshops mit Teilnehmern aus der Logistik- und Transportwirtschaft sowie der öffentlichen Fachstellen wurden folgende Leitsätze entwickelt:

  1. Bedeutung und Funktion der Transport- und Logistikwirtschaft
    Indem die Transport- und Logistikwirtschaft die effiziente Ver- und Entsorgung der Agglomeration Basel sicherstellt, ist die Branche ein wichtiger Standortfaktor für die Unternehmen in der trinationalen Region. Damit sichert sie direkt und indirekt Arbeitsplätze und trägt zum Wohlstand aller Teile der Region bei. Aufgrund der geografischen Lage der Agglomeration nimmt die hier angesiedelte und operierende Transport- und Logistikwirtschaft neben der regionalen auch eine weitergehende Funktion im nationalen und internationalen Warenaustausch wahr.
  2. Flächen für die Transport- und Logistikwirtschaft
    Die zur Ver- und Entsorgung notwendigen Umschlagsvorgänge und nachgelagerten logistischen Dienstleistungen (Lagerei, Kommissionierung, Zusatzdienstleistungen etc.) sind Bestandteil des Siedlungssystems der Agglomeration. Dem wird seitens der Planungsträger Rechnung getragen, indem auch die Bedürfnisse der Logistikwirtschaft bei der Raum- und Richtplanung entsprechend Berücksichtigung finden. Hierfür werden effiziente agglomerationsweite Lösungen angestrebt.
  3. Infrastrukturkapazitäten für den Güterverkehr
    Die zur Ver- und Entsorgung notwendigen Transportvorgänge sind Bestandteil des Verkehrssystems der Agglomeration. Dem wird seitens der Planungsträger Rechnung getragen, indem die Bedürfnisse des Güterverkehrs bei der Infrastrukturplanung in angemessener Weise berücksichtigt werden.
  4. Umfeldverträglichkeit und Optimierung des Güterverkehrs
    Die Logistikwirtschaft ist bestrebt, die Transport- und Umschlagsvorgänge möglichst umfeldverträglichF abzuwickeln. Unter dieser Massgabe optimiert die Logistikwirtschaft ihre Prozesse proaktiv, nicht nur aus Sicht der betriebswirtschaftlichen Effizienz, sondern möglichst auch unter Einbezug der Belange der im Umfeld Betroffenen. Es werden hierzu unterstützende Rahmenbedingungen von der Branche, Politik und Verwaltung geschaffen.
  5. Wirtschaftlichkeit und Wettbewerb für die Logistikwirtschaft
    Die zur Ver- und Entsorgung notwendigen Transport- und Umschlagsvorgänge müssen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten effizient erfolgen können. Die Abwicklung der Transport- und Logistikleistungen und auch der Umschlagsvorgänge müssen im Wettbewerb möglich sein, sodass ausreichende Anreize für Prozessoptimierungen und Innovationen bestehen. Wo sinnvoll und möglich, sorgen marktorientierte Anreize für eine innovative und volkswirtschaftlich effiziente Abwicklung von Transport- und Logistikleistungen.
  6. Koordination Güter- und Personenverkehr
    Im Sinne einer integrierten Planung und Koordination werden sowohl die Belange des Personenverkehrs als auch die des Güterverkehrs angemessen berücksichtigt. Vorhaben zum Personenverkehr haben idealerweise, sofern die Rahmenbedingungen stimmen, auch positive Effekte für den Güterverkehr, ebenso wie umgekehrt güterverkehrsgetriebene Massnahmen auch dem Personenverkehr zugutekommen können.
  7. Interessensvertretung im Güterverkehr
    Die regionalen Interessensvertreter und Entscheidungsträger platzieren die aus dem Güterverkehr erwachsenen Bedürfnisse und Ansprüche der Region auf den jeweiligen nationalen respektive übergeordneten Ebenen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Sie setzen sich mit Nachdruck für die Umsetzung der damit verbundenen Massnahmen resp. der relevanten Rahmenbedingungen ein und tauschen sich regelmässig mit Vertretern der Branche aus.
  8. Multimodaler Güterverkehr und neue Transportformen
    Bei der Planung neuer oder der Anpassung bestehender Infrastrukturen, werden digitale Lösungen sowie neue Transportformen stets in die Überlegungen einbezogen. Ebenso sollte hierbei, im Sinne einer effizienten und nachhaltigen Logistikkette, Multimodalität durch eine optimale Verknüpfung der Verkehrsträger ermöglicht und unterstützt werden.

Aufbauend auf der Situationsanalyse und dem Zielbild, wurden Handlungsempfehlungen abgeleitet. Die Handlungsempfehlungen stellen Optionen zum Angehen der Herausforderungen und somit zum Erreichen des Zielbildes dar. Diese Massnahmenvorschläge sind nicht abschliessend, denn sie müssen sich in dieser – sowohl strukturell wie auch logistisch – dynamischen «Umgebung» den sich verändernden Herausforderungen regelmässig anpassen.

Die Handlungsempfehlungen nehmen die Stossrichtungen des Zielbildes auf und können in vier Handlungsfelder unterteilt werden:

  • Raum-, Richt- und Verkehrsplanung,
  • Transport- und Logistikwirtschaft,
  • Infrastrukturen (Strasse, Schiene, Rhein, Luftfracht, Terminals etc.),
  • Neue Technologien und Konzepte.

Die entlang der vier Handlungsfelder aufgeführten Handlungsempfehlungen stammen einerseits aus Workshops mit Teilnehmern aus der Logistik- und Transportwirtschaft sowie von den öffentlichen Fachstellen. Andererseits  wurden konkrete Massnahmen aufgenommen, die entweder Bestandteil des Agglomerationsprogrammes sind oder in der Strategie des Logistikcluster Region Basel enthalten sind.

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