«Dank künstlicher Intelligenz sparen Spediteure viel Zeit»

Das Basler Startups periplus AG will mit seinen Produkten den Alltag ihrer Kunden erleichtern. Im Interview erklären die Geschäftsführer Christian Borer und Dominik Richner, wie die Künstliche Intelligenz im Logistik- und Speditionsbereich eingesetzt wird – und weshalb es den Zollmitarbeitenden trotzdem noch braucht.

Von Daniel Lüdin

Christian Borer, Dominik Richner, seit der Corona-Krise arbeiten viele nicht mehr vor Ort in ihrer Firma. Ihr habt von Anfang auf diese Arbeitsform gesetzt. Euer Team ist auf der ganzen Welt verteilt. Wie kam es dazu?

Christian Borer: Wir haben schon früh nach geeigneten IT-Talenten für unsere Firma gesucht. Dabei merkten wir schnell, dass wir uns nicht nur auf die Schweiz beschränken können, sondern Talenten von überall her eine Chance geben wollen.

Dominik Richner: Ein Bekannter hatte gute Kontakte zur IT-Szene in Usbekistan. Wir sind dann dorthin gereist und haben gesehen, wie motiviert die Leute sind. So haben wir Kontakte knüpfen können. Heute arbeitet jemand aus diesem Land für uns. 

Aber nicht nur. Ihr arbeitet auch mit Freelancern aus Vietnam, aus der Ukraine oder aus Russland zusammen. Wie rekrutiert man solche Talente?

Christian Borer: Es gibt Plattformen, auf denen sich Freelancer anbieten. Wo die besten zu finden sind, das ist unser Geschäftsgeheimnis. Wichtig ist, dass man mit möglichst vielen redet. Und wenn man merkt, dass es nicht passt, die Zusammenarbeit früh beendet. 

«Wir wollten von Anfang an ortsunabhängig sein. Das ist unsere Geschäftsphilosophie.»

Dominik Richner
Co-Founder / Product Designer bei PeriPlus AG

Geht es in erster Linie nicht darum, dass ein Freelancer in Vietnam schlicht weniger kostet?

Christian Borer: Jein. Natürlich hat jemand in Vietnam keinen Schweizer Lohn. Wenn wir von Anfang an alle Vollzeitstellen mit Schweizerinnen und Schweizer hätten besetzen wollen, dann hätten wir als Startup viel Startkapital gebraucht. Es ist aber schlicht toll, diese unterschiedlichen Kulturen im Unternehmen zu haben. Ihren Alltag zu erleben, ihre Denkweisen kennenzulernen. Das bereichert enorm. 

Dominik Richner: Wir wollten von Anfang an ortsunabhängig sein. Das ist unsere Geschäftsphilosophie. Einen Laptop, einen Server, mehr brauchen wir nicht, um arbeiten zu können. 

Modern seid ihr nicht nur bei der internationalen Zusammenarbeit, sondern auch bei der Technik, die ihr einsetzt: Der Künstlichen Intelligenz. Wo kommt diese bei euch zum Einsatz? 

Christian Borer: Bei der Verzollung an der Grenze. Wir haben mithilfe von künstlicher Intelligenz ein Programm entwickelt, welches das Ausfüllen von Zolldokumenten automatisiert. Dank diesem Programm kann der Spediteur viel Zeit sparen, da er die Daten nicht mehr von Hand eintragen muss. 

Zwei Lösungen welche die Periplus AG anbietet.

Dann macht ihr also das, wovor sich viele bei der Künstlichen Intelligenz fürchten: Ihr ersetzt einen Mitarbeiter durch eine Maschine?

Dominik Richner: Eben nicht. Die Künstliche Intelligenz macht ihn nicht überflüssig. Sie verändert einfach seine Arbeit. Es braucht den Zolldeklarant immer noch, der alles überwacht. Nur muss er nicht mehr einfach Zahlen «eintöggelen», sondern kann sich um andere Sachen kümmern. Er hat zum Beispiel mehr Zeit für die Kunden. 

Christian Borer: Als Programmierer macht man sich schon immer auch Gedanken, ob das Programm zum Verlust von Arbeitsplätzen führt. Ziel ist es aber, den Arbeitsplatz zu erhalten und zu verbessern. Die Künstliche Intelligenz kann monotone Arbeitsabläufe übernehmen. So kann sich der Mitarbeiter neu ausrichten, was seinen Job zukunftssicherer macht. 

Wird ein zu grosser Hype um Künstliche Intelligenz gemacht?

Christian Borer: Wir sehen einfach auch die Limitation von KI und Machine Learning. Um beim Beispiel Zoll zu bleiben: Die KI kann nicht alles übernehmen. Wenn sie zum Beispiel Waren falsch deklariert, stellt sich die Frage nach der Haftung. Also braucht es Menschen, die die KI überwachen und am Ende die Verantwortung übernehmen.

Wer interessiert sich für euer Produkt?

Dominik Richner: Spediteure und Logistikunternehmen. Durch eine schnellere Verzollung können sie ihre Dienstleistung günstiger anbieten. Wir sind auch dran, Kontakte zu Firmen in Grossbritannien zu knüpfen. In Folge des Brexits hat man dort während Monaten die Verzollung aufgeschoben. Das hat zu einem riesigen Chaos geführt. Nun muss die Verzollung nachgeholt werden, ansonsten drohen Millionenverluste. Unser Programm könnte dabei helfen, das ganze viel effizienter zu gestalten. 

Wie seht Ihr die Zukunft eures Unternehmens?

Dominik Richner: Periplus wird sich als dezentrales Unternehmen auf dem Weltmarkt etablieren. 

Christian Borer: Wir werden unsere dezentrale Unternehmenskultur weiter ausbauen und die Digitalisierung der Logistikindustrie mit unseren innovativen Produkten vorantreiben. Weiter liegt uns die Standort Förderung von Basel-Stadt am Herzen. Aufgrund der Lage und der Geschichte sehen wir ein hohes Potential hier einen FreighTech Hub zu etablieren und wir wären stolz ein Teil dieser Vision zu sein.


Die periplus AG ist ein Technologie-Startup aus Basel. Gegründet wurde das Unternehmen periplus AG von Christian Borer und Dominik Richner. Die Firma hat sich auf Software-Lösungen für Firmen spezialisiert. Einen Namen hat sich das Startup mit einer Tracking-Lösung für Schiffscontainer gemacht. Neben einer smarten Dokumentenverwaltung bietet das Unternehmen mit WeDeclare ein Software-Tool an, das die Verzollung für Speditionsdienstleister automatisiert.

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